Zurück zur Ebene "Unglücke"

Lion Air Flug JT538

MD-82/Courtesy: md80design
MD-82/Courtesy: md80design

Am Abend des 30. November 2004 schoss eine McDonnell Douglas MD-82 der Lion Air bei der Landung in Solo City/Surakarta über die Landebahn hinaus und zerschellte. Von den 163 Insassen kamen 25 Personen ums Leben. Dieses Unglück verstärkte den Fokus auf mögliche suboptimale Zustände bei Lion Air.

Das betroffene Flugzeug

Bei dem betroffenen Flugzeug handelte es sich um eine 1984 an AeroMexico ausgelieferte MD-82. Ab November 2002 war dieses Flugzeug Bestandteil der damals recht schnell wachsenden MD-80-Flotte von Lion Air und erhielt die Registration PK-LMN.

Ausgeliefert 1984 und bis 2002 bei AeroMexico:

Im Einsatz bei Lion Air:

Flugverlauf

An jenem Spätnachmittag sollte diese MD-82 den Linienkurs JT538 von Jakarta nach Surabaya mit einer Zwischenlandung in Solo City (Surakarta) absolvieren. Neben den zwei Piloten waren 156 Fluggäste an Bord, die von fünf Flugbegleitern betreut wurden. Der Flug von Jakarta nach Solo City soll den meisten Angaben nach ereignislos gewesen sein. Zur Landezeit waren aber die Wetterbedingungen in Solo City äußerst schlecht. Starke Regenfälle (einige Quellen nennen „wolkenbruchartig“) gingen nieder. 

Bei der Landung in Solo City schoss die MD-82 um ca. 18:00 Uhr über die 2600 m lange Piste hinaus und kollidierte mit dem Flughafenzaun und soll einigen Angaben nach kurz vor einem Friedhof zum Stehen gekommen sein. Das Flugzeug wurde hierbei schwer beschädigt. So wurde der vordere Rumpfbereich sehr schwer beschädigt und regelrecht aufgerissen, aber selbst die äußerlich weniger beschädigten Zonen zeigten vielfache Beschädigungen oder gar totale Zerstörung. 23 Passagiere, der Flugkapitän und ein Flugbegleiter kamen ums Leben. 138 Personen entkamen der zerschellten MD-80. Das Flugzeug musste als Totalverlust abgeschrieben werden.

Ursachenfindung

Es existieren nur recht wenige Informationen über dieses Flugzeugunglück, wenngleich dieser Landeunfall in der Luftfahrtbranche große Wellen schlug. Dies lag u.a. an der zunehmenden Kritik am Flugbetrieb der Lion Air mit zahlreichen Unzulänglichkeiten, sehr fragwürdigen Flugverfahren und Betriebsanweisungen. Die stark wachsende und damals recht neue Lion Air befand sich auf Erfolgskurs und konnte innerhalb einer sehr kurzen Zeit respektable Marktanteile sichern. Dieser Wachstumskurs wurde seinerzeit mehrheitlich mit Übernahme von MD-80 umgesetzt. Der Flugbetrieb wurde aber in den Monaten vor dem Landeunfall immer wieder durch kleinere Zwischenfälle überschattet. Diese Zwischenfälle ließen Zweifel aufkommen, ob Lion Air internationalen Sicherheitsstandards genügen würde. Unabhängig von dieser Kritik expandierten Lion Air weiterhin und ihre Flüge stellten für viele Kunden eine sehr günstigere und erheblich schnellere Reisemöglichkeit dar. Auch wurde Lion Air zum Beispiel der Vorzug gegeben, wenn es um mögliche alternative Schiffsreisen ging, die ihrerseits ebenfalls nicht gerade zu den sichersten Transportmitteln gehörten. Für viele Passagiere war finanziell die Lion Air die erste Möglichkeit, ein Flugzeug als Reisemittel zu buchen.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die Wetterbedingungen gekoppelt mit einer unsachgemäßen Bedienung der MD-80 eine tragende Rolle beim Landeunfall in Solo City gespielt hat. Zum Zeitpunkt des Unfalls gingen starke Niederschläge nieder. Solche meteorologischen Bedingungen verändern bei jedem Flugzeug die Landecharakteristika bzw. erfordert eine operationelle Berücksichtigung durch die Cockpitbesatzung. So ist zumeist die Bremswirkung erheblich schlechter, auch sinkt die Sichtweite deutlich. Starker Regen ist aber kein seltenes Phänomen und bei richtiger Reaktion einer gut ausgebildeten Besatzung auch kein untragbares Risiko beim Landen. Bei korrekter Landung und richtiger Anwendung der zur Verfügung stehenden Bremshilfen (Schubumkehr, Spoiler und Fahrwerksbremsen) sollte es sehr gut möglich sein, dass eine MD-82 auf einer Landebahn mit insgesamt 2600 m komfortabel auf Rollgeschwindigkeit abbremsen kann. Dies wird sicherlich täglich durch eine Vielzahl von anderen MD-80 bewiesen.

Courtesy:?
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Gerüchte

Gerüchten zufolge landete das Flugzeug trotz sehr schlechter Wetterverhältnisse, da die Crew keine Treibstoffreserven für eine alternative Ausweichlandung hatte. Die MD-82 soll dann aufgrund einer "gefluteten Landebahn" und "Rückenwind" die Piste überrollt haben und ist dann in auf einem Friedhof zerschellt. 

Medienreaktionen

Lion Air etablierte die MD-80 während der Einführungsphase als „neuen Flugzeugtyp“. Dies lag u.a. an der Tatsache, dass dieses Flugzeugmuster in Indonesien bis dato nicht zum Einsatz kam und somit der breiten Kundschaft mehrheitlich unbekannt war. Mit den zuerst strahlend weißen MD-80 konnte ein Wettbewerbsvorteil erflogen werden, gerade auch, wenn man sich von der allgemein eingesetzten Boeing 737-200 absetzen konnte. Lion Air´s Unternehmenspolitik ließ es auch zu, die effektiv niedrigeren Betriebskosten der MD-80 gegenüber der 737-200 auszuschöpfen und dies durch eine sehr hohe und profitable Auslastung ihrer MD-80.

--> Zum Hauptartikel: "Die MD-80 in Indonesien"

Dieses Bild änderte sich aber ab 2004 zunehmend. Der visuelle Zustand der MD-80 (innen wie außen) verschlechterte sich merklich, zahlreiche reale Fotos aus dieser Zeit erzeugten zumindest kein akzeptables Sicherheitsgefühl an Bord dieser Flugzeuge. Erschwerend tauchten Vorwürfe auf, dass das Flugpersonal nur unzureichend geschult und teilweise auch mangelnde Englischkenntnisse aufwiesen. So wurde recht oft von einer „Falschbehandlung“ der Flugzeuge gesprochen, Betriebsanweisungen wurden nicht verstanden. Diese Entwicklung könnte auch erklären, warum gerade bei Lion Air eine bemerkenswerte Häufung von Zwischenfällen zu verzeichnen war. So kam es vor, dass sich bei MD-80 der Lion Air Hecktreppen bei der Landung öffneten, MD-80 diverse Strukturteile verloren, MD-80 in einem visuell maroden Zustand weiterhin eingesetzt wurden. Auch rutschten Flugzeuge nach oder auch vor dem Start von Pisten. Hier wurden auch Vorwürfe laut, dass Lion Air ihre MD-80 zu Flugplätzen einsetzen würde, die gar nicht für eine MD-80 geeignet seien. Zumeist wurde schlicht die zu schmale oder/und zu kurze Piste ignoriert und dies ging auch zumeist gut – bis auf die Zwischenfälle, wo MD-80 neben der Piste zum Start rollen sollten oder eine Landung im Morast endete.

Oben: Solche Innenverkleidungen erzeugen kein hohes Sicherheitsgefühl

Stark im Kontrast stand und steht aber die Entwicklung der Lion Air in der Gesamtheit. Die indonesische Fluggesellschaft ist mittlerweile eine feste Größe in Indonesien und Südostasien und setzt eine sehr große Flotte von neuen jeweils 215-sitzigen Boeing 737-900ER ein. Zusätzlich kommen zunehmend hochmoderne ATR72 zum Einsatz und das Unternehmen setzt weiterhin auf Wachstum. So gesehen scheint Lion Air eine hocherfolgreiche Fluggesellschaft zu sein, die mittlerweile ein enormes Pensum an Flügen pro Tag absolviert. Offiziell setzen Lion Air mehrheitlichen Angaben nach keine MD-80 mehr ein, wenngleich drei bis fünf MD-80 immer noch der Lion Air zugeordnet werden und es möglich erscheint, dass diese als stand-by-Flugzeuge weiterhin zum Einsatz kommen könnten. Weitere MD-80 setzt (noch) die Tochtergesellschaft Wings ein. Auch werden noch drei MD-90 eingesetzt, zwei weitere MD-90 wurden nach Landeunfällen außer Dienst gestellt und sind abgestellt.

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