Verkaufserfolg der MD-90

Die MD-90 sollte die MD-80-Serie zuerst ergänzen, später ersetzen und zusammen mit der MD-95 den Erfolg der DC-9/MD-80 bis ins nächste Jahrtausend fortsetzen. Wie sehr dies misslang, kann man alleine an der geringen Anzahl an MD-80-Nutzern erkennen, die sich tatsächlich für die MD-90 entschieden haben. Mein Artikel beleuchtet u.a. den letztlich bescheidenen Erfolg der MD-90 auf dem Weltmarkt und die stark hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Verkaufszahlen.

Solche schönen Modellzeichnungen erweckten große Erwartungen/Courtesy: McDonnell Douglas
Solche schönen Modellzeichnungen erweckten große Erwartungen/Courtesy: McDonnell Douglas

Verkaufserfolg in Europa

---> Zum Hauptartikel: "MD-90-Verkaufserfolg in Europa"

McDonnell Douglas haben in Europa mit der SAS nur einen einzigen MD-80-Betreiber für die MD-90 gewinnen können. Es ist belegbar, dass der Hersteller große Hoffnungen hatte, weitere loyale MD-80-Kunden für die MD-90 zu gewinnen. Hauptfokus waren hier Swissair und Austrian Airlines.

Verkaufserfolge in Nordamerika

In Nordamerika konnten McDonnell Douglas nur eine relativ geringe Anzahl von fabrikneuen MD-90 platzieren. Letzlich blieb der äußerst wichtige US-Markt der MD-90 verschlossen. In Kanada konnte nicht eine einzige MD-90 vermarktet werden.

Zwei MD-90 der Reno Air/Courtesy: McDonnell Douglas
Zwei MD-90 der Reno Air/Courtesy: McDonnell Douglas

Die MD-90 in Lateinamerika und Karibik

Trotz der Präsenz des bedeutenden MD-80-Nutzers AeroMexico, konnte der Hersteller in Lateinamerika keine einzige MD-90 absetzen. In der Karibik konnte Air Aruba als Nutzer für drei MD-90 gewonnen werden.

Die MD-90 in Südamerika

---> Zum Hauptartikel: "MD-90-Verkaufserfolg in Südamerika"

In Südamerika konnte McDonnell Douglas mit der venezolanischen Aserca Airlines nur einen einzigen, sehr kurzzeitigen Nutzer der MD-90 vermelden.

Die MD-90 in Afrika

---> Zum Hauptartikel: "MD-90-Verkaufserfolg in Afrika"

Bis auf einen Platzierungserfolg von MD-90ER bei AMC Airlines (und einen eher kurzweiligen Einsatz), blieb der afrikanische Markt verschlossen.

Die MD-90 im arabischen Raum

Die Großbestellung von Saudia für 29 MD-90 war einer der wenigen Großerfolge für dieses Modell. Saudia bekundeten zuvor Interesse an „20 MD-80“, bevor nach einer längeren zeitlichen Pause dann der Fokus auf die MD-90 fiel. Die letzte fabrikneue MD-90 wurde tatsächlich an Saudi Arabian Airlines im Jahre 2001 ausgeliefert. Die MD-90 der Saudi Arabian standen im Zusammenhang mit einem damaligen „Saudia-Deal“ für bis zu 61 fabrikneue Flugzeuge von Boeing und McDonnell Douglas. Die Umstände wurden später kontrovers diskutiert – genauso auch die „Nichteignung der MD-90“ für den Einsatz bei Saudi Arabian Airlines oder die alternativ eingesetzte Avionik bei diesen MD-90. Diese Vorwürfe erwuchsen schon kurz nach Lieferung der letzten fabrikneuen MD-90 und begleiten somit die Einsatzzeit der MD-90 bis heute parallel – vielleicht gewöhnte sich die MD-90 in bald zehn Jahren an diesen Zustand. Die MD-90-Flotte sollte schon sehr bald vollständig ausgemustert werden, wobei es Anzeichen dafür gibt, dass sieben MD-90 bis ca. 2016 weiterhin eingesetzt werden könnten.

Verkaufserfolge in Asien

JAS Japan Air System waren der wichtigste und größte asiatische Kunde für die MD-90. 16 Flugzeuge wurden übernommen und ermöglichten JAS u.a. ihre MD-81-Flotte von 26 auf 17 Flugzeuge zu reduzieren. Das eingebundene Foto zeigt eine dieser farbenprächtigen MD-90 in der Dämmerung. Man beachte u.a., dass das Leitwerk durch Logostrahler illuminiert wird.


© KF LEE

Asien war rückblickend der erfolgreichste Markt für die MD-90. Neben der sehr frühen Zusage von Japan Air System für zehn MD-90 (später durch eine Folgebestellung über sechs MD-90 + einer Option erhöht), waren es besonders die Platzierungen von vorerst 20 MD-90 bei zwei chinesischen Fluggesellschaften sowie vergleichsweise großen Erfolgen in Taiwan durch Entscheidungen seitens der EVA Air und UNI Air sowie der frühen Bestellung durch Great China Airlines. Die Verkaufserfolge bei EVA und UNI ergaben sich nach einer MD-90-Verkaufstour in Asien. Hier wurde eine MD-90 verschiedenen Fluggesellschaften vorgeführt und in Taiwan waren die Airlinevertreter von der unglaublichen „Lärmarmut“ beeindruckt.

 

Die vorgesehene Lizenzproduktion von MD-90 in der VR China wurde nicht wie geplant umgesetzt. Nur zwei MD-90-Bausätze wurden tatsächlich in der VR China hergestellt. Nachdem sich mindestens eine Fluggesellschaft (ohne bestehende MD-80/-90-Flotte) weigerte, diese zwei MD-90 einzuführen, übernahm China Northern diese beiden Flugzeuge. In der VR China kamen somit neun MD-90 bei China Eastern Airlines und 13 MD-90 bei der China Northern Airlines zum Einsatz. Letzteres Unternehmen wurde später von China Southern Airlines übernommen. Die letzte MD-90 (China Southern) wurde Anfang September 2011 ausgemustert. Auch bei EVA/UNI endet die Einsatzzeit bald. Für die aktuell noch eingesetzten MD-90 wurden als Ersatz Bestellungen für die Airbus A321 und ATR 72 aufgegeben.  Auch in Japan endet bald die MD-90-Einsatzzeit. JAL werden in Kürze mit der schrittweisen Ausmusterung ihrer von JAS übernommenen MD-90-Flotte beginnen.

 

Es ist erwähnenswert, dass bis Mitte September 2011 bisher keine einzige MD-90 durch einen Absturz verloren ging. Die Einsatzhistorie wurde und wird abhängig von Nutzer sehr verschieden beurteilt. Auffallend ist, dass die Mehrheit der mittlerweile langjährigen MD-90-Betreiber über einen längeren Zeitraum nur wenig oder nichts über die MD-90 äußerten und dieser Flugzeugtyp sehr unauffällig und teilweise sehr intensiv eingesetzt wurde und wird. Die Unauffälligkeit hat aber auch mit dem tendenziellen Desinteresse an diesem Muster zutun.

 

Interesse an der MD-90 generiert höchstens die Tatsache, dass Delta seit einigen Jahren gebrauchte MD-90 aufkaufen. Dies erzeugt bei vielen Beobachtern des Luftverkehrs Unverständnis, da diese Entwicklung konträr zu anderen Strömungen im Luftverkehr stehen.

B-2263

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